Ein Sturm hatte die Wetterfahne des
Thonhausener Kirchturms im Frühjahr 1983 verbogen. Der Engel
war ca. um 90° um
die Achse eingeknickt. Mein Kletterkumpel Burkhard Fritz aus Eichwalde,
der gerade zu Besuch in unserem Ort war, und ich überlegten, ob
wir uns nicht
vielleicht die Aufgabe stellen, die Wetterfigur wieder gerade zu
richten. Normalerweise waren bis dahin nur die Felsen der
Sächsischen Schweiz auf gut beschriebene Aufstiegsrouten
unser Betätigungsfeld in der Freizeit. Wie wanden uns an den
damaligen Ortspfarrer Michael Wohlfarth. Er war damit einverstanden,
daß
wir in dieser
Technosportvariante einen Versuch starten dürften.
Schnell wurde eine Versicherung abgeschlosen, bezeichnender Weise
beim Herrn Engelhard in Thonhausen. Herr Wohlfarth ließ
den Friedhof absperren, damit niemand durch herunterfallende
Gegenstände zu Schaden kommen sollte. Wir schauten uns den
Kirchturm von innen an und öffneten die Luke, die im oberen Teil
vorhanden war. Von dieser Luke aus waren vielleicht noch 12 m vertikal
zu überwinden, bis zum unteren Ende der Kugel, auf der die
Wetterfahne angebracht war. Wir überlegten uns eine Rampe zu bauen
und auf dieser eine Leiter aufzustellen, die wir in ein oben sichtbares
Rinneisen
einhängen wollten. Dazu suchten wir bei mir zu Hause in der
Scheune nach geeigneten Balken und Brettern. Wir schliefen noch eine
Nacht darüber. Langsam kamen uns Bedenken, auf was wir uns da
eingelassen hatten. Am nächsten Tag transportierten wir alles brauchbare, was wir in der Scheune meines Gehöfts(Nr. 80) gefunden hatten, inklusive eine Holzleiter, auf den Kirchturm. Die Befestigung der Leiter am Rinneisen unterhalb der Kugel und auf der Rampe aus der Luke eröffnete nun die Möglichkeit knapp unterhalb der Kugel zu kommen, auf der der Engle befestigt war. Über die noch vorhandene Festigkeit des Rinneisens war mir aber nichts bekannt. Es war also schon ein Risko die Leiter zu betreten. Wahrscheinlich war der liebe Gott ein wenig helfend im Spiel, als ich die Sprossen dem Engel entgegen nach oben stieg Burkhard hatte einen Sicherheitsstandplatz am Lukenfenster gebaut, wie wir es in der Sächsischen Schweiz geübt waren. Von dort aus sicherte er mich per Seil. Ein Absturz wär dann aber auch nur bis zur Tiefe der Seillänge also etwa 10 m abgesichert gewesen. Vorsichtshalber legte ich währen des Aufstiegs am Seil noch einzelne Sicherungsschlingen seitlich an den Blitzableiter. Diese Maßnahme war aber mehr psychologischer Art. Denn bekanntermaßen halten diese Befestigungen im Ernstfall nicht. Mir war noch nicht klar, wie ich vom Ende der Leiter auf die Kugel und an den Engel kommen würde.... wird fortgesetzt Edgar Nönnig ...mit etwas Mut war es mir am Ende dann doch gelungen, auf der kleinen gebogenen Fläche neben dem Engel zu stehen. Man hätte eine dritte Hand gebrauchen können, denn mit einer Hand musste man sich irgendwie festhalten, mit der zweiten Hand galt es, ein Werkzeug zu fixieren, in dem Fall eine Schraubzwinge mit einem kleinen Brett, die es galt an den Knick der Wetterfahne zu positionieren und zuzuschrauben, bis der Knick im Blech einigermaßen beseitigt war. Ganz konnte dass nicht gelingen, denn das relativ starke Material leistete Widerstand. Außerdem begrenzten Krämpfe in den Waden die Ausführungszeit dieser luftigen Prozedur, die bei all der Spannung aber auch ein erhebliches Freiheitsgefühl erzeugte, denn so oft hat man nicht die Gelegenheit, tete-a-tete mit einem goldenen Engel diese Höhenluft mit weitem Blick übers Land um den Heimatort zu genießen. Einige Jahre war dem Wetterengel damit ein wenig geholfen, wieder halbwegs geradeaus zu posaunen. So nach und nach bog sich die Wetterfahne unter dem Einfluss von Wind und Wetter aber langsam wieder krumm. Am Ende der 80er Jahren wurde dann bei einer Reparatur des Kirchendachs mit Gerüst die Wetterfahne gegen eine Neuanfertigung nach dem Originalmuster ausgetauscht. Die neue Wetterfahne wurde von der Schlosserei Buchwald aus Niederalbertsdorf nach dem Originalmusster angefertigt und weißt seitdem in absolut gerader Haltung die Richtung, wohin der Wind weht. |
Erinnerungstafel |
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Weihnachtsengel,
Foto Bürger |
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Original Wetterfahne
-Kirchenengel wieder
gefunden in Schlosserrei Niederalbertsdorf im Mai 2016 |
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weitere Infos: 24.09.2017 war in Thonhausen beim Heimatverein Herr Harry Piehler (inzwischen 86 J.) aus Dessau Rosslau zu Gast. Herr Piehler lebte bis 1950 in Thonhausen und war an der Anfertigung des Thonhausner Kirchturmengels als Schlosserlehrling beteiligt. Die Wetterfahne entwarf der Schlosser Herr Albert Theil 1948 nach eigenen Vorstellungen aber grob nach einem Vorbild. Vorlage war die Kuppelfigur auf der Dresdner Bauakademie (das Dach wird auch Zitronenpresse genannt), die man beim Spaziergang auf der Brühlschen Terasse gut sehen kann. |
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Begegnung
Herr Harry Pieler (links) mit Edgar Nönnig Thonhausen am
24.09.2017 |